Gartenbau trotz(t) Corona – Teil 3 von 3
Alles begann mit einem Sperrmüllfund: Drei Bilderrahmen fanden über einen Gartenbau-Kollegen den Weg in die Schule und lagen bei einer der wöchentlichen Gartenbau-Besprechungen am Tisch. Schnell beschlossen wir, die Bilder aus den Rahmen zu nehmen und die Rahmen im Schulgarten aufzustellen bzw. aufzuhängen. „Warum?“, das wussten wir zum damaligen Zeitpunkt selbst noch nicht so genau, doch was zunächst noch nach einer etwas spinnernden Idee klang, spornte uns weiter an: Wir gaben den fiktiven Bildern gedanklich schon mal Namen, ohne genau zu wissen, was man letztlich durch die leeren Rahmen so sehen sollte. „Natur in 3D“, „Ich schaue in die Welt …“, „Tagesaktuell und modern“ – ein kleiner Fundus vielseitiger Titel.
Die Rahmen inspirierten aber noch weiter, vom Künstlerischen zum eher Philosophischen: Ist der Rahmen für ein Bild Schutz bietend, ist er eher einengend, ist er Teil des Bildes selbst und/oder nur ein Brückenelement zu all dem, was den Rahmen selbst äußerlich an Sichtbarem umgibt, was letztlich den Rahmen wieder rahmt. – Doch hier sind die Kolleginnen der Kunstbetrachtung wohl fundierter aufgestellt als wir kleine Gartenbaulehrer.
Wie inspirierend doch so ein Sperrmüllfund sein kann, wenn Kollegen zusammensitzen und man im Gemeinsamen die Gedanken kreisen lässt.
Einschub: Rahmen spielten für Gärten nahezu schon immer eine ganz zentrale Rolle: Gerade im Mittelalter waren es die rahmenden Mauern der Klöster, die den Kräuter- und Gemüse-Bau deutlich prägten. Hierdurch geschützt konnte sich ganz bewusst den Pflanzen zugewandt werden, diese intensiv und fast laborartig kultiviert werden. Entgegen sonstiger Gilden wurde das Wissen um die Kulturpflanze gerade im Mittelalter auch verschriftlich dokumentiert, das Wissen wurde weitergereicht, ließ sich aber auch historisch rückverfolgen. So konnte die Metamorphose der Kulturpflanze durch die Mönche/Gärtner nachhaltig mitgestaltet werden. Doch nicht nur kultivierend waren die Klostermauern prägend: Eingebettet und flankiert von spirituellen Bauten (z.B. Kreuzwegen) waren die Gärten jeher auch ein gezielter Ort der Ruhe und der Meditation. Sie waren ein Ort des Blicks nach innen, zu den Gedanken, zur Seele. Neben „ora et labora“ gerät eine dritte Säule der Gärten stellenweise aus dem Blickwinkel: der künstlerische Aspekt. Brunnen und Statuen waren und sind relevante Teilbereiche der Gärten. Während die Früchte des Gartens als Schmaus für den Gaumen dienten, diente das Ästhetisch-Sinnliche als Freude für die Augen.
Als Gartenbau-Team laden wir Euch ganz herzlich ein, in die Mauern des Schulgartens zu treten. Hier könnt Ihr die Natur im täglichen und sogar stündlichen Wandel erleben und hoffentlich selbst den Ort als Ruhepol wahrnehmen. Wählt selbst eure Rahmen, durch die Ihr auf die Pflanzen blicken wollt – und wer sich erst mal inspirieren lassen will, der kann zunächst durch die stehenden und hängenden Rahmen blicken, die bereits im Garten auf aktuelle Blüten und Blumen verweisen.
Für das Gartenbau-Team
Stefan Wilpert
P.S.: Das war der letzte Beitrag der Reihe „Gartenbau trotz(t) Corona“. Im kommenden Schuljahr wird sich thematisch wieder einem anderen Thema zugewandt.